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Workshop: Lebens-Stil/Schreib-Stil. Bourdieus soziologische Ästhetik

7. November 9. November

Interdisziplinärer Workshop, 7. bis 9. November 2024

Universität Wien, Schreyvogelsaal, Batthyanystiege, Hofburg

Dem ‚Stil‘ kommt im umfangreichen Werk des Soziologen Pierre Bourdieu eine entscheidende Rolle zu: Für ihn gibt es keine „Domäne der Praxis“ […], wo die ‚Stilisierung des Lebens‘, d. h. der Primat der Form über die Funktion, „keinen […] Einfluß ausübt“ (Bourdieu 1987: 288). Der Stil ist, so die zentrale Annahme, die Hervorbringung eines positionsspezifischen Habitus und insofern ein Komplex „distinktiver Präferenzen, in dem sich in der jeweiligen Logik eines spezifischen symbolischen Teil-Raums […] ein und dieselbe Ausdrucksintention niederschlägt“ (Bourdieu 1987: 283). Welche Kleidung ein Mensch trägt, ob er lieber Klassik oder Pop hört, ob er Fußball oder Tennis spielt – kurzum: sein Lebensstil –, ist, wie Bourdieu in seinem Hauptwerk Die feinen Unterschiede deutlich macht, also Ausdruck seiner kulturellen bzw. klassenspezifischen Prägung. Das gilt auch für die Produktion und Rezeption von literarischen Texten: Stilistische Merkmale und Eigenheiten von Werken stehen für Bourdieu in einem direkten Zusammenhang mit den Dispositionen ihrer Autor:innen (Strukturhomologie), der Schreibstil ist insofern untrennbar mit dem Lebensstil verknüpft: „Es gibt nahezu keine Abhandlung während der klassischen Epoche, die nicht zwischen Ungezwungenheit und Eleganz des Stils sowie Wohlhabenheit und Eleganz des Lebensstils einen expliziten Zusammenhang herstellte. Man denke nur an die Lehre von der sprezzatura, der Nonchalance, die nach Baldassare Castiglione den vollkommenen Hofmann und den vollkommenen Künstler auszeichnet.“ (Bourdieu 1987: 103, Anm. 57)

Dem umfangreichen Komplex des ‚Stils‘ bei Bourdieu und seinen verschiedenen Bedeutungsnuancen möchte sich das Netzwerk „Bourdieu in den Geisteswissenschaften“ (BiG) nun im Rahmen des geplanten Workshops widmen. 

Hier finden Sie das vorläufige Tagungsprogramm: https://ucloud.univie.ac.at/index.php/s/qs7LkqAL88YCWXy

Mit freundlicher Unterstützung der Stadt Wien